Seit 2019 ist das neue Geldspielgesetz in der Schweiz in Kraft. Es regelt das Angebot von Online-Glücksspielen und hat zum Ziel, die Spieler vor Suchtgefahren und Betrug zu schützen. Der Fokus liegt dabei auf inländischen Online-Casinos, die unter strengen Auflagen agieren dürfen, während ausländischen Anbietern der Zugang zum Schweizer Markt versperrt wird. Die Folge: Es gibt Mitte 2023 genau elf lizensierte Schweizer Spielbanken, die mit einer Konzessionserweiterung operieren und um Kundschaft buhlen.

Ausländische Anbieter: Ein Verstoß gegen das Gesetz

Trotz dieser klaren Gesetzeslage sind ausländische Online-Casinos weiterhin auf dem Schweizer Markt aktiv und locken erfolgreich Kunden an. Der Clou: Die Kundschaft bewegt sich dabei gar nicht in der Illegalität, sondern nur die Anbieter. Es findet keine Verfolgung von Nutzern statt, sondern nur eine Verfolgung der in der Schweiz erreichbaren Anbieter aus dem Ausland. Da solche Anbieter neben einigen Nachteilen wie schwächerem Kundendienst und lascherer Kontrolle auch einige Vorteile wie eine größere Spielauswahl und höhere Willkommensboni bieten, sind viele Schweizer nach wie vor auf der Suche nach den besten ausländischen Online-Casinos. Dass dadurch jährlich dreistellige Millionenbeträge ins Ausland abfließen, dürfte ihnen herzlich egal sein. Der Fingerzeig Richtung Behörden muss aber erlaubt sein: Die Frage ist, wie effektiv die Kontrollmechanismen sind und wie die Schweiz mit dieser Herausforderung umgeht.

Zugangssperren und ihre Grenzen

Manuel Richard, Direktor der interkantonalen Geldspielaufsicht, ist sich laut eines Interviews bei 20min.ch bewusst, dass die Zugangssperre das Geschäft für ausländische Geldspielanbieter erschwert. Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, in denen Anbieter durch das Aufschalten neuer Seiten ihr Geschäft aufrechterhalten. Sie versuchen, mit veränderten URL-Adressen die Sperren zu umgehen. Interwetten, ein österreichischer Anbieter, der mit Lizenz aus Malta operiert, hierfür ein Paradebeispiel.

Internationale Zusammenarbeit als Lösungsansatz

Eine mögliche Lösung liegt in der intensivierten Zusammenarbeit mit ausländischen Behörden, um zu vermeiden, dass jede Plattform eine mögliche Netzsperre einfach mit einer leicht abgeänderten URL-Adresse umgeht. Die Zusammenarbeit könnte helfen, den rechtlichen Graubereich, in dem sich viele ausländische Anbieter bewegen, einzugrenzen.

Auswirkungen auf den Schweizer Markt

Die Auswirkungen auf den Schweizer Markt sind erheblich. Es wird geschätzt, dass jedes Jahr bis zu 200 Millionen Franken ins Ausland abfließen. Der Bund tut, was er kann, um dies zu bekämpfen, und es gibt positive Trends: Illegale Angebote verlieren an Attraktivität, da der Markt immer kleiner wird und immer weniger Plattformen für Illegale zur Verfügung stehen.

Ausländische Sicht auf die Rechtslage

Große ausländische Plattformen wie besagtes Interwetten geben den Schweizer Markt jedoch nicht so leicht auf. Sie argumentieren, dass sie die Rechtslage anders sehen als die Schweizer Behörden und berufen sich auf unterschiedliche Rechtsgrundlagen in den Ländern ihrer Firmensitze. Diese liegen oft in Europas Steueroasen Malta oder Gibraltar. Etliche Anbieter operieren auch mit einer Lizenz aus Curacao, die zwar nicht völlig wertlos, aber mit den strengen Vorgaben der Schweiz nicht vergleichbar ist.

Insgesamt bleibt die Situation komplex. Während die Schweiz versucht, ihren Markt und ihre Spieler zu schützen, ist die Durchsetzung des Gesetzes aufgrund der Internationalität des Internets und der unterschiedlichen Rechtslagen herausfordernd. Es bleibt abzuwarten, ob eine verbesserte internationale Zusammenarbeit und stärkere Kontrollmechanismen zu einer dauerhaften Lösung führen können.

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